JVA Workshop 2016, Herford „Gewalt“

Mehrjährige Kooperation zwischen der Justizvollzugsanstalt Herford/ Jugendstrafvollzug und der Detmolder Schule für Architektur und Innenarchitektur Ostwestfalen Lippe.

Konzeption und Leitung aller Workshops: Hendrike Farenholtz, Prof. Verena Wriedt
Begleitung aller Workshops in der JVA: Dipl.Päd. Nicole Sonnenbaum

DOKUMENTATION ALLER  WORKSHOPS:   www.4ximgefaengnis.de

Einmal im Jahr treffen 7 junge Gefangene der JVA Herford und 7 Studierende der Hochschule Detmold in der Tischlerwerkstatt der JVA aufeinander. Eine Woche lang wird gemeinsam gearbeitet, geredet, gegessen, für alle Teilnehmer*innen immer eine ungewohnte und intensive Erfahrung. Die Studierenden, in der Regel junge Frauen, haben gerade ein Studium der Innenarchitektur begonnen. Falls auch die Gefangenen vorab Erfahrung mit „Gestaltung“ gesammelt hatten, fanden diese Erfahrungen allerdings in deutlich anderen Themenbereichen statt, jenseits der herkömmlichen Definition von Design oder Kunst. Auch die aktuelle Lebenssituation ist grundverschieden: die einen stehen im Aufbruch, die anderen sind festgesetzt.

WORKSHOP 2016
DAS THEMA: GEWALT.

Eine Alltagserfahrung, auch in Gefängnissen und Gefängnisbiographien. Wir nahmen 14 gewöhnliche Hocker, iidentisch, zerlegbar, die zum Thema Gewalt bearbeitet werden sollten. Gewalt ist ein komplexes Thema. In einer gründlichen Vorbereitung und Annäherung haben wir gemeinsam Kategorien gebildet. Körperliche Aspekte wie Angriff und Aggression, psychische Aspekte wie Vernachlässigung wurden untersucht, oder aber Reaktionen auf Gewalt wieTarnung/ Verweigerung/ Schutz.

Unser Satz war:
hier sind 14 identische Hocker, rückt denen zu Leibe, und nach drei Tagen werden wir 14 sehr persönliche, sehr unterschiedliche Objekte haben Die Ausdrucksmöglichkeiten waren freigestellt. Die einzige Auflage bestand darin, die geplante „Behandlung“ des Hockers vorab einmal zu verbalisieren. Die Hocker wurden dann mit Stemmeisen, Zwingen, Zangen traktiert, angebrannt, verkleidet, durchstoßen (piercing), gestochen (Tattoo) und gequetscht.

In intensiven und sehr humorvollen Prozessen entstanden vielfältige, zum Teil außerordentlich persönliche Transformationen der Hocker. Mindestens so eindrucksvoll wie die entstandenen Arbeiten waren die schnell wachsende Offenheit und gegenseitige Unterstützung zwischen Gefangenen und Studierenden. Beide Teilnehmergruppen waren spürbar beeindruckt vom neu entstandenen Kontakt zu den Altersgenossen. Beide Gruppen hätten gerne länger zusammen gearbeitet.

Alle bei diesem Workshop entstandenen Hocker waren  im Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg in der Sammlung „Design nach 1945″ ausgestellt.

Aktuell zeigt das Hygienemuseum Dresden 3 Hocker in derAusstellung „IM GEFÄNGNIS, vom Entzug der Freiheit“

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